Über 

„Warte, da habe ich ein cooles Bild geschossen. Oder war es in meinem facebook-feed ? Nein, das hat mir jemand über whatsapp geschickt…“ Dann starren die Menschen in ihre 5-Zoll-Parallelwelten und versuchen verzweifelt, diese Erinnerung, diese Momentaufnahme hervorzukramen, die sie irgendwie bewegt, beeindruckt oder belustigt hat.

Die Flut der Bilder, Videos, Postings und Kommentare ist grenzenlos und steigt weiter exponentiell an. In die Begeisterung über das unerschöpfliche digitale Konsumieren und Teilen mischen sich vermehrte Zweifel.  Speicherplatz und Bandbreite sind tendenziell unbegrenzt, Zeit ist es jedoch nicht. Sogar junge „Digital Natives“ beginnen, sich aus dem permanenten Online-Sperrfeuer wieder zurückzuziehen und kehren zu bestürzend analogen Sozialritualen zurück. Mal was zusammen kochen, über die Weltlage per „Live-Voice- und VideoChat“ (in der Kneipe) diskutieren oder ein Buch  zur Hand nehmen.

Erlebnisse und Ereignisse, an die man sich erinnern will, gibt es also genug. Festgehalten wurden Sie schon immer, ob in Briefwechseln per Federkiel, Tagebüchern oder eben heute mit inflationären „Memes“ und  Bildern. Die besten Bilder entstehen bekanntlich aber oft im Kopf.

EIn „Wortfoto“ zu schießen, kann darum eine aufregende und gar nicht zeitraubende Übung sein, die ganz ohne Megapixel-Kamera oder Moleskine-Kladden auskommt. Jeden Tag begegnen uns Begriffe, Sätze oder Zitate, die es wert sind, festgehalten zu werden. Manchmal beschreiben Sie den Charakter einer Person in einem oder zwei Worten, manchmal fassen Sie große Zusammenhänge treffend zusammen. Mitunter sind Sie auch nur vollkommen bescheuert.

Eine kurze Notiz, gern auch elektronisch, kostet nur ein paar Sekunden. Wie ein Foto, nur mit etwas längerer „mentaler“ Belichtungszeit. Das Album, was sich füllt, kann man nicht zeigen, sondern muss man erzählen. Mach ich jetzt mal.