Der da ist ein Monster
Als Angehöriger der Baby-Boomer Generation ist man nicht nur Teil einer parallel reifenden Bevölkerungsmehrheit, sondern verfügt auch automatisch über ein erkleckliches Maß an Erfahrung in allen Lebensbereichen. Wieviel man davon missen oder nicht missen will, ist naturgemäß individuell. Das Gleiche gilt für die vielen Kontakte, die man beruflich und privat machen wollte oder musste.
Bevor es Facebook, Xing und linkedin gab, hießen Netzwerke oft noch Cliquen und Connections wurden z.B. auf dem Schulhof, im Klassenraum, auf dem Aschenplatz oder in den ersten Berufsjahren geknüpft. Um der Gefahr einer grantigen Retro-Romantik hier gleich mal vorzubeugen: Das war beileibe früher nicht alles besser, aber auf jeden Fall oft gut. Und das geht ja auch heute noch, wenn man vor die Tür geht und den Mund zum Sprechen benutzt.
Kollektives Betrügen bei Klausuren. Gemeinsame Feinde in Lehrerschaft, Parallelklassen oder Führungsriege. Die ersten Nahtod-Erfahrungen mit Alkohol. Die wilden Irritationen, die durch aufkeimende Körpergefühle gegenüber dem anderen Geschlecht entstehen können. All das sind wohl Erlebnisse, die im besten Falle einige Verbindungen entstehen lassen, denen die Zeit und auch die temporären Ortswechsel nicht wirklich viel anhaben können. Eine coole Sau – ob Mann oder Frau – bleibt in den allermeisten Fällen auch eine coole Sau und umgekehrt. Das ist sehr schön bei 25- oder 30-jährigen Abiturtreffen zu beobachten. Genauso wie nachhaltig verstörende Entgleisungen, über die noch separat zu reden sein wird.
Trotz aller Verbindung verlaufen die Lebensläufe natürlich sehr individuell, und das ist auch gut so. Neigungen, Umfeld und Zufälle können unzählige mögliche Karriere- und Beziehungsverläufe zum Ergebnis haben. Einige bringen es durch unbestreitbare Talente, außerordentlichen Fleiß und cleveres Timing schon recht früh zu sehr respektablem Wohlstand. Trotzdem entstehen dadurch neue Probleme: Was fängt man damit an ?
Aktien, Investmentfonds und Mietimmobilien sind kluge und diversifizierte Bestandteile eines Portfolios, die entweder selbst oder von provisionsversklavten Privatbankern verwaltet werden. Sieht man von den lustigen Aufregungen durch Börsencrashs, Eigentümerversammlungen und den viel zu selten nutzbaren Ferienimmobilien einmal ab, ist eine solche Form der Vermögensbildung aber vor allem eins: stinklangweilig!
Dem Geld beim Arbeiten zuzusehen erinnert also eher an das Testbild in Zeiten von drei Fernsehprogrammen. Wohl dem, der kreativer mit der hart im Konzernwrestling errungenen Freiheit umgehen kann und sich einfach die Matchbox-Garage (das Modell ohne Tankstelle) im Maßstab 1:1 nachbaut – inklusive einiger seltener, fahrfähiger Modelle aus dem Autoquartett. Die leibhaftige Trumpfkarte mit einem Qualitätserzeugnis Zuffenhausener Produktion wird dann mit leuchtenden Augen auch genauso kommentiert wie einst als Teenager:
„Der da ist ein Monster“
Um das allzu infantile Abgleiten in PS- und Hubraum-Semantik zu relativieren, sind hier aber noch harte wirtschaftliche Kriterien und Beweggründe zügig nachzuschieben. In Zeiten von Minuszinsen und Staatenkrisen sind das im Kern auch nur clevere Investments mit Wertsteigerungspotenzial, die einfach einen sicheren Lagerort brauchen. Ja nee, is klar…